Berliner Künstler und Wissenschaftler sprechen über ihre Zusammenarbeit mit den Goethe-Instituten : "Eine Bilanz von 5 Jahren Auslandsreisen zu den Goethe-Instituten"
Seit 1961 sind Künstler in kulturpolitischer Mission in der ganzen Welt für das Goethe-Institut unterwegs; von diesen Künstlern stellt die Sendung die Berliner Künstler vor: - Hans Heinz Stuckenschmidt (Musiker) - Gespräch mit Gerhard Puchelt und Heribert Brauer - Siegfried Behrend - Katharina Mommsen - Walter Braune - Friedrich Luft Track 2: Anfang bis 9:13: Gespräch mit Günter Grass: Grass: Unterschiede bei Lesungen/Auftritten im Ausland; Frage: Interesse an jungen deutschen Schriftstellern im Ausland? Grass: Das Interesse an deutscher Literatur sei insgesamt sehr groß; Bücher von Böll, Johnson und Grass selbst hätten möglicherweise das Interesse gefördert, aber auch junge Schriftsteller könnten mit Interesse rechnen; er habe hauptsächlich in Skandinavien, England und Italien gelesen; in Brüssel habe er beim Goethe-Institut gelesen wenige Tage nachdem Josef Hermann Dufhues (CDU) die Gruppe 47 mit einer "geheimen Reichsschrifttumskammer" verglichen habe; Grass habe den deutschen Botschafter in Brüssel darauf aufmerksam gemacht; er arbeite gerne als "Kulturexport-Artikel", es sei aber untragbar, im Inland diffamiert zu werden; Grass hat aufgrund dieses Widerspruchs seine Mitarbeit beim Goethe-Institut aufgekündigt. Frage: Wurzel der Entzweiiung vom Goethe-Institut? Grass: Der Einfluss der CDU auf das Goethe-Institut sei groß, was zu bedauern sei; kontroverse Veranstaltungen blieben daher aus, die Programme seien "künstlich harmonisiert"; der Publikumskreis müsse erweitert werden. Frage: Dass Günter Grass und andere aus der Gruppe 47 reisen dürfen, spricht gegen eine parteipolitische Auswahl Grass: Dies sei den Leitern der Goethe-Häuser vorort zu verdanken; eine wichtige Aufgabe sei es, die Rolle des Kulturattachés zu stärken; dieser werde von Bonn aus in sein Amt oft "strafversetzt"; statt dessen müsse man ausgebildete Leute einsetzen, die aus dem kulturellen Bereich kommen; dies hätte dann auch Wirkung auf die Goethe-Institute, da die Berichte anders ausfallen würden; oft würden Künstler (u.a. von der Gruppe 47) eingeladen, bei den Veranstaltungen seien dann aber weder der Botschafter noch der Kulturattaché zugegen; dies sei kürzlich in Mexico City passiert; auch die Freiheit der Leiter der Goethe-Institute müsse gestärkt werden Anschließend Gespräch mit Walter Höllerer über das Literarische Kolloquium in Rom.