Rede von Günter Grass vor der Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt : Rede über das Selbtsverständliche
"Rede über das Selbstverständliche" (vgl. WA 11 (2007), S. 149-165) Es war für Grass eine Selbstverständlichkeit, am Wahlkampf 1965 aktiv für die SPD teilzunehmen. Er beklagte die Katastrophe vom 19.9.1965 (Wahlausgang) und klagt die deutsche Öffentlichkeit an, nichts dagegen getan zu haben, daß die Bezeichnung Emigrant zu einem Schimpfwort geworden sei. Die Entscheidung gegen den Emigranten Willy Brandt schlägt zu Buch als ein Ja zum Opportunismus. Grass greift den Kanzler Erhard und die "angebliche unabhängige Presse" an. Seine Bilanz: "Die Niederlage der SPD ist meine Niederlage, ihre Fehler suche ich bei mir." Rückendeckung ist ihm Büchner, der Emigrant von damals, dem die Flugblatttaktion auch schiefgegangen sei. Grass spricht von unserem "Wohlstandsseparatismus" hinein. Die Rede war von Protesten, Zwischenrufen und Applaus begleitet.
"Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung verleiht den Georg-Büchner-Preis 1965 an Günter Grass für sein Werk in Lyrik und Prosa worin er kühn, weitausgreifend und kritisch das Leben unserer Zeit darstellt und gestaltet." (Begründung der Jury). Verleihung an Günter Grass am 9. Oktober 1965. Rede des Preisträgers: "Über die Selbstverständlichkeit".