Bücherverbrennung von entschiedenen Christen in Düsseldorf
Gespräch mit Vertretern des Jugendbunds für entschiedenes Christentum Frage: Was war der Anlass zu der Bücherverbrennung? Antwort: Zitat einer Bibelstelle; durch Literatur sei man von Jesus abgelenkt und beeinflusst worden; Frage: Wie ging die Bücherverbrennung vor sich? Antwort: Man sei mit 25 bis 30 jungen Leuten zum Rhein gegangen, habe dort einen Haufen Bücher aufgetürmt und angezündet und die brennenden Bücher dann in den Rhein geschmissen; Frage: Was ist Schundliteratur? Was wurde verbrannt? Antwort: Jeder habe persönlich Schundliteratur zusammengetragen; Frage: Art der Bücher und Zeitschriften? Antwort: Hefte der utopischen Romane, der Kriegsromane und der Kriminal- und Liebesromane; Frage: Welche Titel? Antwort: Es komme nicht so sehr darauf an, was verbrannt wurde; es habe für jeden einzelnen gewisse Punkte in Büchern gegeben, die das "Leben in Christus" beeinflusst hätten; Frage: Ist es christlich, Bücher zu verbrennen? Antwort: Man müsse sich von einigen Büchern distanzieren, in erster Linie wegen der Beeinflussung in sexueller Hinsicht; Frage: Zählt zur "Schundliteratur" auch "Die Blechtrommel" von Günter Grass? Antwort: Die Jugendlichen hätten die Bücher aus persönlichen Gründen verbrannt; wenn "Die Blechtrommel" dabei gewesen sei, habe wohl ein Jugendlicher Anstoß an diesem Buch genommen; Frage: Ist der Betreffende anwesend? Antwort: Einige Stellen in der "Blechtrommel" würden das Schamgefühl einer Frau verletzen; dies müsse entschieden abgelehnt werden; Frage: Hat der Betreffende "Die Blechtrommel" gelesen? Antwort: Nicht ganz; es sei aber leicht herauszufinden, was darin abzulehnen sei; diese Stellen seien so abstoßend und aufwühlend, das Jugendlichen schockiert sein müssen, wenn sie diese Stellen läsen; Frage: Was hat Fräulein Attenheimer (?) verbrannt und aus welchem Grund? Antwort: "In einem Monat, in einem Jahr" von Françoise Sagan; Bücher dieser Art würden das Leben beeinflussen; Frage: Wurden die verbrannten Bücher nicht zuerst einmal gekauft? Antwort: Die Bücher seien natürlich zunächst gekauft worden; der Inhalt sei ungefähr bekannt gewesen; durch den Glauben an Jesus sei jedoch ein Gefühl für Gut und Böse gereift; wenn in den Büchern "unsaubere Gedanken" vorkämen, müsse man sie ablehnen; das Geschriebene könne einen nicht unberührt lassen; Frage: Kam der Gedanke an eine Parallele zu den nationalsozialistischen Bücherverbrennungen? Antwort: verneint; Antwort: Man sei schockiert über die Gleichsetzung mit den Nationalsozialisten; man habe vielmehr erkannt, das derartige Literatur "das Innerste verderben kann"; Frage: War die Aktion spontan oder länger geplant? Antwort: Es sei eine spontane Aktion gewesen, die in der Jugendstunde augekommen sei; Frage: Gab es Zuschauer, Zwischenrufe, Protest, Zustimmung? Antwort: Es habe keine Zwischenrufe gegeben; zehn bis zwanzig Menschen hätten zugesehen, zugehört und geredet, es seien aber keine lauten Äußerungen gewesen; Frage: Was ist außer dem Geräusch der Flammen zu hören gewesen? Antwort: Eine Kurzansprache und Erläuterungen zur Aktion; außerdem wurde "Zeugnis gegeben"; Frage: Was bedeutet "Zeugnis geben"? Antwort: Eine Begebenheit des Erlebnisses mit Jesus Christus; Frage: Pfarrer Lohrmann ist der Bundespfarrer des ca. 10000 Mitglieder zählenden Bundes für entschiedenes Christentum; steht er hinter der Aktion? Lohrmann: Dies lasse sich nicht eindeutig beantworten; wenn man vorher davon gewusst hätte, hätte man im Hinblick auf die Art der Durchführung wohl davon abgeraten; die Entstehung bei einem Jugendabend und durch ein bestimmtes Bibelzitat sei jedoch erfreudlich, ebenso dass junge Menschen von sich aus mobil würden; Frage: Hält Lohrmann eine Bücherverbrennung für ein "geistiges Argument"? Lohrmann: Man müsse auf die Bücherverbrennung in Ephesos blicken; es gebe Zeiten, in denen ein Protest dieser Art berechtigt sei; Frage: Herr Glotz (?) leitet den Jugendbund für entschiedenes Christentum im Rheinland Glotz: Dem Jugendbund in Düsseldorf sei es nicht darum gegangen, literarische Bewerungen vorzunehmen; ein literarisches Urteil über Grass oder Camus sei von den jungen Leuten auch nicht zu erwarten; es gehe vielmehr um den Protest, und dazu besitze man ein gutes Recht; Frage: Kann man solche Bücher nicht einfach ignorieren? Glotz: Wäre für den Einzelnen wohl der einfachste Weg; man sei aber dazu verpflichtet, die Literatur als "Schmutz" und "Schund" darzustellen.
Bücherverbrennung des Jugendbundes für entschiedenes Christentum in Düsseldorf